Katzenwäsche - Putzverhalten der Katze
Jeder hat das schon einmal gesehen: Eine Katze leckt sich wiederholt die Pfote und wischt damit über Gesicht und Ohren. Es sieht zu putzig aus und man fragt sich unwillkürlich, ob das wohl bei der Reinigung helfen kann. Sich nur mit einer feuchten Zunge zu reinigen ohne Seife und ordentlich Wasser macht keinen sehr gründlichen Eindruck.
Daher rührt wahrscheinlich die Redewendung „Katzenwäsche“, die eine schnelle, nicht sehr gründliche Reinigung meint.
Das Putzverhalten von Katzen ist jedoch alles andere als oberflächlich.
Katzen verbringen täglich bis zu dreieinhalb Stunden mit Körperpflege. Das wichtigste Werkzeug dabei ist die Zunge und Speichel.
Auf der Zunge befinden sich viele winzige Widerhaken, davon ist jeder einzelne beweglich. Wer schon einmal von einer Katze geleckt wurde, weiß, wie rau sich die Zunge anfühlt. Für den Putzvorgang ist das sehr praktisch, denn die kleinen Häkchen funktionieren wie eine Bürste. Sie helfen, verfilztes Haar zu entwirren, Verschmutzungen und lose Haare zu entfernen.
Um ihr Fell vor Nässe und Kälte zu schützen produzieren viele Talgdrüsen der Haut Fett, das die Katze beim Putzvorgang auf dem Fell verteilt, um es zu imprägnieren und geschmeidig zu halten.
An heißen Tagen dient das Putzen der Wärmeregulierung. Da Katzen kaum schwitzen können und nicht wie Hunde ihre Körpertemperatur über die Zunge regulieren können, wird durch das Auftragen von Speichel auf dem Körper eine gewisse Kühle durch Verdunstung erzeugt. Das ist ungefähr mit dem Verdunsten des Schweißes auf unserer Haut vergleichbar.
Meist putzen sich Katzen jedoch nach einer Mahlzeit und vor oder nach dem Schlafen. Dabei dauert ein Putzvorgang auch mal 10-20 Minuten.
Der Putzvorgang wird in stetigen, langsamen Bewegungen ausgeführt. Zum gleichmäßigen Schlecken gehört auch Beknabbern von verfilzten Stellen und das Ziehen an Haaren, die zwischen den Fußballen wachsen, um die Produktion der Talgdrüsen anzuregen. Der Putzvorgang gehört zum Komfortverhalten und wirkt auf die Katze beruhigend.
Sonnenbad
Katzen liegen gerne in der Sonne. Nicht nur wegen der Wärme, sondern weil Sonnenbaden gesund ist! Denn durch die Sonnenstrahlen gelangt Vitamin D auf das Fell der Katzen. Durch das Putzen nimmt die Katze das wertvolle Vitamin auf.
Ständiges Putzen und kahle Stellen
Putzt sich eine Katze auffallend häufiger als bisher, ist das ein Warnsignal. Möglicherweise hat die Katze mehr Stress oder es liegt eine organische Störung vor. Möglicherweise leidet die Katzen unter Parasiten wie Milben oder Flöhe. Vielleicht hat sie eine Hautkrankheit oder eine Pilzinfektion.
Hat die Katze bereits kahle Stellen vom wiederholten Belecken, deutet das auf Schmerzen in diesem Bereich hin. Ein kahlgeleckter Bauch kann jedoch auf auf Schmerzen im Rücken hinweisen. In jedem dieser Fälle sollte ein Tierarzt die Katze gründlich untersuchen.
Auch anhaltender Stress kann zu einem gesteigerten Putzverhalten führen. Hat der Tierarzt körperliche Beschwerden ausgeschlossen, sollte die Ursache für den Stress gefunden und beseitigt werden. Auch Erkrankungen und damit einhergehende Schmerzen sind Stressauslöser.
Übersprungshandlung
Kurzes und hektisches Lecken tritt dann auf, wenn die Katze erschrickt, verlegen oder angespannt ist. Das ist ungefähr so, wie wenn wir uns am Kopf kratzen würden. Es handelt sich um eine sogenannte Übersprungshandlung.
Struppiges Fell bei alten und kranken Katzen
Alte und kranke Katzen kommen beim Putzen nicht mehr an alle Körperregionen, da die Gelenkigkeit abnimmt und sie dadurch in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Durch regelmäßiges Bürsten bzw. mit einem angefeuchtetem (nicht nassem) Waschlappen können wir diese Katzen bei der Fellpflege unterstützen.
Langhaarkatzen
Langhaarkatzen können ihre Haarpracht selber nicht ausreichend pflegen. Das Fell verknotet schnell und ist ein Gesundheitsrisiko für die Katze. Zum einen können sich hier sehr gut Parasiten einnisten, zum anderen führt verknotetes Fell schnell zu Hautreizungen, die sich wiederum entzünden können. Das dann eine Katze weder gebürstet noch gestreichelt werden möchte, ist nachvollziehbar.
Daher sollten Langhaarkatzen täglich an allen Körperregionen gebürstet werden.
Müssen Katzen gebadet werden?
Die meisten Katzen sind wasserscheu, ein Bad würden sie freiwillig nicht nehmen. Wird die Katze gegen ihren Willen gebadet, setzen wir die Katze massiv unter Stress.
Prinzipiell sollte eine Katze nur im absoluten Notfall gebadet werden, wenn ihr Fell so verdreckt ist, dass sie sich nicht selber säubern kann oder die Reinigung mit der Zunge gesundheitsgefährdend wäre. z.B. wenn eine giftige Substanz ans Fell gekommen ist.
Sozialpartner putzen
Putzt eine Katze eine andere ist das Ausdruck von Zusammengehörigkeit und Zuneigung. Kopf, Ohren und Hals sind Partien, an die eine Katze selbst nicht herankommt. Deshalb putzen sich Partnerkatzen, die einander sehr gut kennen und sich vertrauen, gegenseitig diese Partien und tragen damit zum Geruchsaustausch bei.
Die Putzbewegungen sind dabei langsam und gleichmäßig.
Auch der Mensch wird als Sozialpartner manchmal geputzt. Probiert es einfach aus: Wenn sich eure Katze gerade putzt, haltet ihr euren Kopf hin und schaut, ob er gleich mitgeputzt wird :-)
Putzen als Ausdruck von Aggression
Sind dagegen die Putzbewegungen schnell und hektisch und enden mit Beißen im Nacken oder mit einem Ringkampf, handelt es sich weniger um eine liebevolle Geste, sondern um den Auftakt zu einer Rauferei.
Auch in der Situation ist es spannend zu schauen, was die Ursache der Rauferei ist. Hat die offensive Katze einfach Lust zum Spielen? Oder möchte sie die andere von einem tollen Platz vertreiben? Dann handelt es sich eher um ein "Weglecken".
Wie geht die Partnerkatze mit der Attacke um? Findet sie es schön und macht begeistert mit? Fordert sie die Partnerkatze zum Ringkampf auf und wechseln sich die Rollen auch? Dann handelt es sich um Spielverhalten.
Ist jedoch immer dieselbe Katze die Attackierende und leidet die Partnerkatze unter den Attacken, muss hier schnellstens gehandelt werden, um die Stimmung zwischen den Katzen zu verbessern. Denn Katzen, die dauernd drangsaliert werden, leben in Angst, Anspannung und Stress und können dadurch langfristig krank werden.
Katzenberater und -psychologen können in diesen Situationen wertvolle Tipps geben.